Feuer und Wasser: Es sind Elemente die sich ausschließen und gegensätzlicher nicht sein könnten. Aber gleichsam üben sie seit je her auf uns Menschen eine starke Faszination aus und sind
unverzichtbar für unser Leben auf diesem Planeten. Doch es kann eine tödliche Gefahr von ihnen ausgehen, eine Gefahr, die der Mensch seit Urbeginn zu zähmen versucht. Und er hat im Laufe der
Evolution Mittel gefunden diese Elemente zu bändigen, eine Grundlage für Fortschritt und Erleichterungen in vielen Lebensbereichen. Doch immer wieder zeigt uns die Natur, zeigen uns diese
Elemente unsere Grenzen auf, macht bewusst wie hilflos und unwissend der Mensch doch eigentlich ist.
„Dem Feuer und dem Wasser hat Gott den freien Willen gegeben“ sagt treffend ein russisches Sprichwort.
Es ruft in uns ein wohliges Gefühl hervor wenn wir jetzt an kalten Winterabenden am Kamin sitzen, in die lodernden Flammen schauen, die angenehme Wärme spüren, den Geruch des Ofenholzes in uns
aufsaugen und dem Knistern des Feuers zuhören. All unsere Sinne sind dann auf das angenehmste berührt. Es sind alte Instinkte, denn der Urmensch in uns sitzt dann am wärmespendenden Feuer und
brät seine Beute.
Auch das Wasser übt auf uns Menschen eine ähnliche Faszination aus und schlägt uns in seinen Bann. Es ist das heitere Plätschern einer Quelle inmitten des Waldes, das Sprudeln und Gurgeln eines
Bächleins das sich durch sommergrüne Wiesen schlängelt, doch auch das Rauschen des Wildbaches, gar das eines Wasserfalles. Oder sei es das imposante und erhabene Dahinfließen eines breiten
Flusses und auch die beglückende Stille, die ein Angler in seinem Boot frühmorgens auf einem See genießt. Wen berührt nicht das Schlagen der Wellen, das Donnern der Brandung an der Küste. Und der
Blick hinein in die Weite des Meeres weckt in uns das Fernweh. Wasser berührt unsere Sinne und erfüllt jede Zelle unseres Körpers mit positiver Energie, denn Wasser bedeutet Leben, Überleben. Es
ist unser Lebenselixier. Ohne Wasser wäre unsere Erde eine unbelebte Wüste. Und so sind die Bäche und Flüsse wirkliche Lebensadern im Körper unserer Erde, weit verzweigt bis zum kleinsten
Rinnsal, hin bis zur Quelle aus dem das lebensspendende Nass aus dem Untergrund unserer Erde ins Freie drängt.
In der altdeutschen Sprache findet sich der Begriff „Born“ als Quelle. „Sonnenborne“ wurden Quellen genannt deren Wasser in Richtung Osten austrat und sich mit den wärmenden Strahlen der
aufgehenden Morgensonne verband. Diesen Quellen wurde Heilkraft zugesprochen und in uralten Mythen und Sagen finden wir die Quellen als besondere Orte beschrieben, die den Weg in das Unbekannte,
in den Untergrund, dem Inneren der Erde weisen.
Unser regenreiches Sauerland könnte auch „Quellenland“ genannt werden, denn es ist durchzogen von vielen kleinen Rinnsalen. Aus ungezählten Quellen gurgelt klares glitzerndes Wasser. Dem Wanderer
fallen immer wieder die nassen, mit Farn und Moos bewachsenen Kerbtäler auf, die „Siepen“ genannt werden. Ihnen entspringt ein Quellbach, der oft oberflächlich kein Wasser mehr führt, aber
ursächlich für die Entstehung dieses schmalen Geländeeinschnittes ist. In regenreichen Zeiten sprudelt es dann unvermittelt aus ihnen heraus. „Die Springe sind offen“, sagte man früher.
Und so sucht sich das Wasser seit Jahrmillionen den Weg hinab ins Tal. Es war das Wasser, das unsere Heimat, so wie wir sie heute kennen, geformt und geschliffen und so eine lebenswerte
Landschaft geschaffen hat. Das Gebiet der Gemeinde Eslohe ist besonders durch drei Bäche geprägt, die „Essel“, die „Salwey“ und die „Wenne“. Es sind die Hauptadern welche die Gewässer eines weit
gezogenen Einzugsgebietes in die Ruhr, den Rhein hin zur Nordsee ableiten.
Der „Salweybach“, dessen Quelle westlich des Ortes Weuspert entspringt, wird auf seiner Länge von fast einem Dutzend, teils namenlosen Bächen, gespeist. Es sind überwiegend sehr kurze Bäche,
keine zwei km lang. In Sieperting fließt die bei Obermarpe entspringende „Marpe“ in die Salwey. Der größte Bach, die „Essel“, mündet bei Niedereslohe in den Salweybach. Dessen Quelle entspringt
südlich von Cobbenrode als „Vossel“. Auch die Essel wird in ihrem Lauf von zahlreichen kleinen Bächen gespeist.
Ungefähr einen Kilometer unterhalb Sallinghausen mündet der Salweybach in die „Wenne“, deren Quelle dem Robecker Berg, unweit von Schmallenberg gelegen, entspringt. Dieses Gebiet des
Zusammenflusses und große Teile des Unterlaufs der Wenne sind Naturschutzgebiet, das seltene Brutvögel beheimatet. Es ist auch ein 1460 urkundlich erwähnter historischer Ort, da unterhalb des
Mündungsgebietes, der „Frankene vort“ also am „Frankenfurt“ ein Freistuhl, somit ein Gerichtsort gewesen sein soll. Noch heute fließt das Wasser der Wenne über die „Bußschlacht“ bevor es durch
die „Hustadt“-Wiesen Wenholthausen im schönen Wennetal erreicht.
Bei Wennemen führt die „Wenne“ die Gewässer der „Ruhr“ zu, die dann in Duisburg mit „Vater Rhein“ zusammentrifft. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass „der Rhein“ als männlich, fast alle Bäche
und Flüsse weiblich bezeichnet sind. Vielleicht hat das auch Ferdinand Schulte, früher Organist und Kirchenküster in Eslohe, einmal veranlasst sein humorvolles Gedicht über die ungleichen und
streitbaren Schwestern, „die Essel“ und „die Salwey“ zu verfassen. Mutter „Wenne“ ist es die ihre Töchter zur Räson ruft:
„Mutter Wenne sieht von Ferne ihre jüngsten Kinder nah n.
Wie sie schimpfen, streiten zanken, nahen ihrer eigenen Bahn.
Kurzer Hand steckt sie beide ein.
So ergeht es immer allen, die sich nicht vertragen fein.“
Die Siedlungsgeschichte des Menschen war immer abhängig vom Dasein des Wassers. Schon in der Frühzeit haben sich die Menschen an den fischreichen Quellbächen niedergelassen und nutzten das Wasser
nicht nur als lebensspendende Flüssigkeit. Es diente den Menschen zur Reinigung ihrer Wäsche und des Hausrats, zur Entsorgung von Schmutz und Fäkalien, zum Tränken ihrer Haustiere. Die Nähe des
Wassers war unabdingbar für den Schutz ihrer Häuser vor Brandgefahr.
War es ursprünglich die Muskelkraft von Mensch und Tier die die Welt bewegte, so lernte man später den Nutzen aus der Kraft des Windes oder des Wassers zu ziehen. Im wasserreichen Sauerland lag
es auf der Hand sich die Wasserkraft zunutze zu machen.
So fanden sich an den heimischen Bächen zahlreiche Mühlen, die mit der Kraft des Wassers betrieben wurden. Sie mahlten Mehl aus dem Korn des Getreides und stampfen Knochen zu wertvollem Dünger,
pressten Öle aus Samen oder sägten Holz zu Bohlen und Bretter. Die Wasserkraft wurde zur Verarbeitung von Stahl und Eisen genutzt. Mit ihr wurden Maschinen unterschiedlichster Art und Nutzen in
den Fabriken betrieben. Anschaulich ist das heute im DampfLandLeute Maschinen- und Heimatmuseum Eslohe erfahrbar, ist es doch auch der frühere Standort des Niederesloher Hammers und später der
Werkzeug- und Kettenfabrik Koenig.
Die Kraft des Wassers leitete die technische Revolution ein, noch bevor sie durch Dampfmaschine und Elektromotor ersetzt wurde. Aber ein Großteil des dafür benötigten Stromes entstand wiederum
aus dem Einsatz der Wasserkraft. Das Wasserrad wurde durch eine Turbine ersetzt oder ergänzt.
Da wo die Fließkraft des natürlichen Baches nicht ausreichte wurde das Wasser in einem Teich vorgestaut und nach Bedarf diesem entnommen. Das ist so noch aus dem kleinen Nebenbach „Dümpel“ in der
Nähe von Obersalwey bekannt. Das so angestaute Wasser wurde zum Antrieb einer Dreschmaschine genutzt und nicht selten kam es vor, dass die Arbeit eingestellt wurde, weil der Teich geleert war.
Dort wo Wasserkraft nicht vorhanden war, wurde zum Dreschen die Zugkraft eines Tieres eingesetzt. Pferd oder Kuh wurden an einen Rundgöpel, auch Rossmühle genannt, gebunden und angetrieben.
Es waren aber hauptsächlich Korn- und Sägemühlen die im heimischen Raum betrieben wurden. Es gab hier kaum einen Ort in dem sich keine Kornmühle fand. Das Gut Wenne betrieb mit Hilfe eines
unterschlächtigen Wasserrades sogar eine eigene Kornmühle. Die meisten Mühlen existieren leider nicht mehr. Ihr Dasein ist häufig nur durch das Vorhandensein von Wehren und Gräben erkennbar mit
deren Hilfe das Wasser vom Bach zur Mühle abgeleitet wurde. Oberhalb von Obersalwey verrät die Flurbezeichnung „Auf der Sägemühle“, dass dort einmal eine „wüst gefallene“ Sägemühle gewesen ist.
Einige ehemalige Kornmühlen dienen heute durch Einsatz von Turbinen der Stromerzeugung in das öffentliche Versorgungsnetz. Dazu zählt die auch hier bekannte Kornmühle Heinemann in Berge, und die
der heutigen Mühlenbäckerei in Obersalwey. Auch wird Strom gewonnen in der ehemaligen „Großherzoglichen Korn- und Sägemühle“ in Sallinghausen. Dort versorgte bereits im November 1911 ein Dynamo
nebst Akkumulatoren den Ort mit Strom zur elektrischen Beleuchtung.
Dem Einsatz von eifrigen Bürgern ist es zu verdanken, dass Willmes Kornmühle in Cobbenrode wieder instandgesetzt ist. Die dort stattfindenden Mahl- und Brotbackaktionen sind fester Bestandteil im
Ferienprogramm für Gäste und Einheimische. Auch in Wenholthausen ist die Mahlmühle Hellermann noch in Gang, die auch für kurze Zeit einmal als Knochenmühle diente.
Eine Rarität ist die unter Denkmalschutz stehende Knochenmühle in Isingheim. Auch sie wurde früher einmal als Ölmühle genutzt. Nachdem die Erkenntnis bestand dass das aus Tierknochen gewonnene
Mehl ein wertvoller Dünger für die Landwirtschaft ist, wurde die Mühle auf das Knochenmahlen oder besser gesagt Knochenstampfen umgestellt. Sie ist nur ein Beispiel von vielen, dass stets
versucht wurde die Mühlen auf einen anderen Bedarf umzustellen bzw. zu ergänzen. (beachte den Link zur Geschichte der Isingheimer Mühle) Doch die meisten wurden früher oder später unrentabel und
mussten aufgegeben werden. Allein in Wenholthausen sind fünf Mühlen an der Wenne, am Büemker Bach und an der Mathmecke bekannt, die irgendwann abgerissen oder zweckentfremdet wurden.
„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ besingt ein altes Volkslied und stützt den landläufigen Eindruck von guter alter Zeit. Tatsächlich aber war das Handwerk des Müllers kein goldenes. Das
zeigen uns die Chroniken, in denen häufige Besitzerwechsel die Regel waren. Es klingt wie Ironie in einem anderen Volkslied: „Das Wandern ist des Müllers Lust“.
In manchen Talwiesen sind noch schwache Umrisse von Gräben zu erkennen. Die aber dienten früher der Wiesenbewässerung. In der vegetationsfreien Jahreszeit wurden diese Wiesen überflutet. An den
Schlachten wurde das Wasser angestaut und in die Gräben geleitet. Das diente der Bodendüngung da der Bach mit seinem Wasser auch Mineralien und „wuchsfördernde Stoffe“ transportiert die sich so
absetzen konnten. Diese Art der Bewirtschaftung war sehr arbeitsintensiv, mussten doch die Gräben regelmäßig gereinigt und offen gehalten werden. Der Gebrauch von Mäh- und Heumaschinen war damals
nicht möglich und nach dem Aufkommen von Kunstdünger gab es keinen Grund die Wiesenbewässerung aufrecht zu erhalten. Die Gräben sind nun seit Jahrzehnten verfüllt und die Bewässerungsrechte
behördlich den Bauern entzogen.
Um die Überschwemmungsgefahr zu reduzieren, wurde vor einigen Jahren in Wenholthausen das ursprüngliche Flussbett wieder hergestellt. Renaturierung nennt man die Herstellung von naturnahen
Lebensräumen, so wie es gerade auch in Eslohe am innerörtlichen Verlauf des Esselbaches geschieht. Der Erhalt dieser „Lebensadern“ ist eine der wichtigsten Maßnahmen für unseren Landschaftsraum.
Es kommt der heimischen Flora und Fauna, der Tierwelt und damit auch uns Menschen zugute.
Es plätschert nun wie einst der Bach durch unser Wiesental,
mal mit Gemach, mal mit Gebraus.
Schließ ich die Augen zu am Abend und öffne sie am frühen Tag.
Die Salwey ist s, vor meinem Haus,
die mir mit ihrem steten Rauschen flüstert:
Mein Wasser fließt wie deines Lebens Zeit,
stets unaufhörlich fort.
Drum nutz den Tag, steh auf und sei bereit,
spür jeden Augenblick bis einst die Lebenswelle
spült dich an einen unbekannten Ort.
Über die Gefahren die unsere Bäche bei Hochwasser verursachen können, erzählt mein Bericht:
Über die Geschichte der Isingheimer Knochenmühle, ein steinerner Zeuge einer Epoche, erzählt mein Bericht: