Im Esloher DampfLandLeute-Museum wird den Besuchern die Kraft des Wassers und dessen Nutzung in der Realität vor Augen geführt. Aus zwei Francis-Spiralturbinen besteht das im Museum integrierte Wasserkraftwerk. Sofern genug Wasser vorhanden, wird mit ihnen die Wasserkraft in Bewegungsenergie umgewandelt und an den Generator weitergeleitet, Strom produziert und ins Netz geleitet. Das verbesserte Wirkungsprinzip einer Francis-Turbine, benannt nach ihrem amerikanischen Entwickler James B. Francis (1849) erklärt sich so: Das Wasser läuft zuvor durch ein schneckenförmiges Rohr, in dem es einen zusätzlichen Drall erfährt und dadurch eine höhere Wirkung bzw. Kraftentfaltung erhält.
Wesentlich ist aber immer eine ausreichend vorhandene Wassermenge, aber auch die Fallhöhe des Wassers ist entscheidend. Im Museum beträgt das Gefälle zwischen dem Obergraben und dem Schaufelrad der Turbinen acht Meter und zählt damit zu den mittleren Fallhöhen, was auch für die Durchflussmenge gilt. Der Unternehmer Eberhard König hat damals nicht ohne Grund im Turbinenraum folgenden Spruch anbringen lassen:
"Die Bannung der Naturgewalten
soll dem Menschen Kraft entfalten.
Doch zu diesem Gottes Segen
gehört viel Regen, Regen, Regen."
Gespeist wird das Kraftwerk durch das Wasser des „Obergrabens“, also des „oberen Grabens“. Dieser wurde einst „gegraben“, also künstlich angelegt. Fast 800 Meter lang, zweigt er vom natürlichen Verlauf des Salwey-Baches unterhalb des Ortes Sieperting ab und führt in mäßigem Gefälle das Wasser an den Einlaufschacht des Kraftwerk-Fallrohres. Der Obergraben hat, da er relativ tief gegraben ist, einen höheren Wasserstand und erhält damit auch eine Staufunktion.
Der Bau dieses Grabens im Mittelalter war vermutlich die erste Maßnahme, die der Errichtung des Kupferhammers vorausging, denn die Nutzung der Wasserkraft war unabdingbar für den Betrieb dieses vorindustriellen Gewerbes. Die geschichtliche Entwicklung der Esloher Werke geht auf ein Privileg des Kurfürsten zu Köln aus dem Jahre 1747 zurück, der durch das Bergamt Brilon die heute noch gültigen Wasserrechte erteilen ließ.
Im nah gelegenen Homert-Gebirge wurde damals Bergbau betrieben und auch Kupfererz gefördert. Dieses wurde im Niederesloher Kupferhammer durch die Kupferschläger mit Hilfe der Wasserkraft, die ihre Hämmer bewegte, verarbeitet. Zum Antrieb der einzelnen Hämmer kamen vermutlich mehrere oberschlächtige Wasserräder zum Einsatz. Das dem Obergraben entnommene, dann abfließende Wasser, wird auch heute noch flussabwärts dem natürlichen Salweybach wieder zugeleitet.
Im Sauerland wurde nachweislich seit dem Jahr 900 bis Mitte des 20. Jahrhunderts Kupfererze (die an unterkarbonische Kieselschiefer und Zechsteinkalke gebunden sind) noch bei Marsberg abgebaut. Aufgrund des geringen Erzvorkommens ist in Eslohe ungleich früher (im Spätmittelalter) der Abbau eingestellt worden. Heute erinnern Straßennamen an die Kupfergewinnung im Ort, wie „Am Hammer“ und die „Kupferstraße“. Auch altes Kartenmaterial erlaubt einen Einblick in die Geschichte des Kupferhammers in Niedereslohe, wirft aber auch eine bislang ungeklärte Frage auf: „Was bedeutet Kirchenwasser?“
Als „Kirchenwasser“ bezeichnet findet man den Obergraben auf der 1836 bis 1850 gefertigten Preußischen Uraufnahme (1). Spätere Karten benennen ihn sinngemäß als „Hammergraben“ und so scheint die Bezeichnung „Kirchenwasser“ einmalig und ohne Begründung in diesem Zusammenhang zu stehen. Das aber ist nicht der Fall.
Die Kurfürstliche Mahl- und Sägemühle in Sallinghausen ist nur zwei Kilometer flussabwärts vom Standort des Kupferhammers gelegen. Bei der historischen Aufarbeitung dieser Mühle, die ebenso seit ihrem Bestehen im Jahr 1467 durch einen Obergraben die Kraft des Wassers aus dem Salweybach bezieht, findet sich der Begriff „Kirchenwasser“ in einer Urkunde aus dem Jahr 1721 wieder (2):
Ich Emnach Joannes Baust, Müller zu Sallinghausen, Gerichts Eslohe ahm Churfürstl. Bergambte zu Brilon geziemendt gebetten auf eine Keinmandtes schädliche Sägemühle belehnt zu werden, gestalt dan dieselbe auf dem sogenannten Capellenplätzgen negst seiner Mahlmühlerei gebaut. Undt durch das Kirchenwasser getrieben werden sollte. Alß wirdt in Kraft dieses ihm Müllers Joanni Baust der Vorhabender Bau gemiehteter Sägemühle hirmitt dergestalt Verstattet, daß Er Jährlichs prima Marty zu mehrer aufnahms des Churfürstl. Cameral intereße die gebührende rewonition mitt neun mariesgroschen ins Bergambt entrichten, Undt solchen nach, alß lang die Sägemühle stehen wirdt, derer gerechtigkeit ohne Jemandts eintragt, oder turbation genießen solle. Brilon, des 24ten Marty 1721.
Auch hier handelt es sich um das mit „Kirchenwasser“ bezeichnete Wasser des Obergrabens, der hier als „Mühlengraben“ genannt, nahe Niedereslohe von der Salwey abzweigt und im Dorfbereich von Sallinghausen dem natürlichen Bachlauf zugeführt wird.
In einschlägigen historischen Schriften, aber auch in den neuzeitlichen Quellen fand sich kein Hinweis darauf, worauf sich der Begriff bzw. Bezeichnung „Kirchenwasser“ begründet. Deshalb kann man nur eine Vermutung äußern, die geteilt wird:
„Kirchenwasser“ begründet eine besondere Abgabe bzw. Steuer durch die Kirche, die auf das Recht zur Nutzung der Wasserkraft erhoben wurde. Dazu finden sich keine bekannten Hinweise im Bestand der historischen Kirchenbücher der hiesigen Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Eslohe. Auch eine Nachfrage beim Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn (3) brachte keine Erhellung: „Nach Rücksprache mit unserem Archiv können auch wir nur vermuten, dass der Begriff „Kirchenwasser“ auf einem Wasserrecht eines kirchlichen Rechtsträgers fußt und der berechtigt war, im Rahmen einer Wasserwirtschaft Nutzungs- und Entnahmerechte zu verwalten.“
Anhang: