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(C) Wilhelm Feldmann
In Niederreiste, dicht an der Nothelfer-Kapelle (01) gelegen, findet sich eine uralte Hofstelle. Die alten Leute nannten deren Besitzer „Roggemann“, obwohl die Familie Limberg seit Generationen dort den Hof zu Eigen hatte. In früherer Zeit galt die Lage des Hofes als günstig: Eine alte Handels- und Heeresstraße (02) führte unmittelbar vorbei. Sie brachte durchziehende Kaufleute in den Ort, die hier rasteten und Handel betrieben; und das nicht nur im August wenn Markt gehalten wurde. Der „Reister Markt“ ist als „Bartholomäus-Markt“ bereits im 14. Jhd. bestätigt (03). Ein kleiner Bach, die „Reismecke“, führt unmittelbar am Hof vorbei und begünstigte stets die Hofarbeit der Bewohner.
Ein kleiner, aber uralter Hof an der Reismecke
Der Ursprung des Hofes in Niederreiste geht zurück bis in das 15. Jahrhundert, doch erstmals tritt der Name „Roggemann“ 1536 auf: Henneken Roggemann zahlte nur einen halben Gulden Schatzung (04). Es handelte sich offensichtlich um einen kleinen Hof, der auch belehnt war: Im Jahre 1600 wird Volpert Roggemann als Besitzer genannt, aber sein Gut gehörte dem Droste zu Anröchte (05), dem er auch als sog. „Halbspann“ abgabepflichtig war.
Über die Zeiten treten insgesamt sechs männliche Abkömmlinge der Familie Roggemann die Generationen-Erbfolge an. Um 1715 übernimmt mangels eines männlichen Erben die Tochter Anna Catharina Roggemann (geb. um 1690, gest. 02.12.1758) den Hof. Sie ging die Ehe mit dem Bauernsohn Georg Röttgers ein. Dieser war in Sögtrop geboren und aufgewachsen. Nun heiratete er auf den Hof seiner Frau in Niederreiste ein und nahm fortan deren Namen an (06).
Die Geschichte wiederholte sich: Aus dieser Ehe ging erneut kein männlicher Nachkomme hervor. So war es Anna Eva Maria Elisabeth Röttgers gnt. Roggemann (geb. 28.11.1719, gest. 25.11.1797), die von ihrer Mutter den Hof zum Erbe erhielt. Sie ehelichte den in Dorlar am 05.10.1707 geborenen Ackersmann Christian Limberg. Die Hochzeit wurde am 03.10.1737 in Dorlar gefeiert. Christian Limberg heiratete in den Hof seiner Frau in Niederreiste ein.
Obwohl sich ihre Nachkommen in späterer Zeit auf den Nachnamen „Limberg“ besannen, trugen nachfolgende Generationen den Hofnamen „Roggemann“ weiter. Christian Roggemann wird 1750 im Lagerbuch über die Waldungen der großen Bauerschaft zu Reiste genannt. Er ist beteiligt mit einer Hude (07). Auch wird dieser erwähnt in der Schatzung von 1764: „Roggemann 1 Halbspan, gibt 1 Rtlr. Schatzung, 12 gr., dessen Fraw 6 gr., 2 Kinder über 12j. 6 Groschen“.
Aus dieser ehelichen Verbindung und auch in den nachfolgenden Generationen gingen Söhne hervor, die das Erbe des Hofes von ihren Eltern übernahmen: Johann Heinrich Limberg gnt. Roggemann [1741-1810] (08), Johann Caspar Heinrich Limberg gnt. Roggemann [1771-1816] (09) und Johannes Joseph Heinrich Limberg gnt. Roggemann [1795-1848].
Joseph Roggemann ehelichte eine Bauerntochter aus Niedereslohe
Joseph Roggemann wurde in Niederreiste am 10.01.1795 geboren. In der Pfarrkirche zu Reiste heiratete er am 27.10.1816 die Bauerntochter Maria Elisabeth Poggel. Diese war am 24.11.1797 in Niedereslohe auf dem Poggelhof geboren und aufgewachsen. Ein Bruder war Peter Poggel. Er wurde Schullehrer in Reiste (10). Ein weiterer, Johann Franz Poggel, machte sich als Schneidermeister in Niederbremscheid sesshaft.
In der Zeit ihrer Ehe wurden einige Kinder geboren. Ein trauriges Ereignis war der Tod ihres Kindes Maria Elisabeth, welches im Alter von sechs Jahren am 16.02.1833 an einer rheumatischen Erkrankung verstarb und in Reiste beigesetzt wurde (11). Zehn Jahre danach folgte die Mutter ihrem Kind im Tode nach. Sie starb in Niederreiste im Alter von 45 Jahren am 04.02.1843 und ließ Joseph, ihren Ehemann, als Witwer mit den Kindern zurück.
Joseph Roggemann regelt 1844 seinen Nachlass
Er scheint mit großen Sorgen belastet und auch mit seiner Gesundheit muss es nicht zum Besten gewesen sein. Joseph Roggemann starb am 29.01.1848 im Alter von 53 Jahren, hatte aber zuvor – bereits im Witwerstand - mit seinem Ältesten am 12. Dezember 1844 vor dem Land- und Stadtgericht zu Meschede einen Vertrag unterschrieben, in dem er für sich und seinen ledigen Kindern Vorsorge traf und sein Eigentum mit Belastungen an den ältesten Sohn übertrug.
Im Übergabevertrag (12) wird Joseph als „Ackerwirth“ bezeichnet und mit Nachnamen „Roggemann“ genannt, ebenso wie sein großjähriger Sohn, der Lohgerber Franz Anton Roggemann zu Niederreiste. Außer den im Hypothekenbuch von Reiste eingetragenen Grundstücken und Gebäuden übertrug der Vater sämtliches Mobiliar, dazu Ackergeräte und Viehbestand.
Die Auflagen, die der Sohn übernahm, waren beträchtlich: Alle Lasten und Schulden, die gerichtlich eingetragenen, wie auch die außergerichtlich bestehenden, sollte dieser tragen und dafür haften. Seinem verwitweten Vater sollte er lebenslang die Wohnung im Haus und Kost in gesunden und kranken Tagen unentgeltlich gewähren, dazu jährlich zu Martini sechs Thaler Preußisch Courant in bar auszahlen.
Ferner sollte der Sohn seinem Vater stets anständige Kleidungsstücke beschaffen, die gewohnten Lebensgenüsse als Rauchtabak etc. verabreichen, in kranken Tagen die nötige ärztliche Hülfe und eine liebevolle Pflege geben. Im Allgemeinen müsste der Sohn sich kindlich bescheiden und ehrerbietig gegen den Vater betragen, letztlich diesem nach dessen Tode ein christlich ehrenvolles Begräbnis, alles unentgeltlich, geben.
Dazu versprach Anton Roggemann, seinen sieben Geschwistern, Johannes, Maria Catharina, Clemens, Marianne, Caspar, Elisabeth und Theresia Roggemann, solange diese im väterlichen Hause wohnen, unentgeltlich freie Beköstigung und Kleidung zu geben. Die vier Jüngsten soll er zur Kirche und Schule anhalten, sie mit gehörigen Lehrmitteln versehen und dafür sorgen, dass Clemens und Caspar passende Handwerke erlernen. Die Schwestern Marianne und Theresia sollte er das Nähen bei einer Näherin lernen lassen. Besonders der geisteskranken Schwester Elisabeth (13) gegenüber soll er sich brüderlich liebevoll annehmen.
Im Fall der Verheiratung erhalten die Geschwister jeweils eine Mitgift, die aus vier gewöhnlichen Stühlen, ein Federbett mit Bettstelle, einen Koffer, eine Kuh und in barem Geld zwanzig Thaler pr.C. besteht. Die aber nicht eine Heirat eingehen, sollen dieses nicht fordern.
Aus der väterlichen Gewalt entlassen
Zum Abschluss des Vertrages erklärt der Vater Joseph Roggemann, dass die sämtlichen auf seinem Vermögen lastenden Abgaben und Schulden die Kapitalhöhe von eintausend Thaler pr.C. noch wohl übersteigen dürften!
Dennoch genehmigten die ernannten Deputierten die Vertragsinhalte in allen Punkten, sodass am 15. Januar 1845 eine abschließende Erklärung durch die Vertragsparteien unterzeichnet werden konnte: „Ich entlasse hiermit und in Kraft dieses meinen gegenwärtigen großjährigen Sohn Franz Anton Roggemann aus meiner väterlichen Gewalt“.
Schulden zum Bau einer Lohmühle an der Reismecke
Im Jahre 1843 hatte Joseph Roggemann an der Reismecke eine Lohmühle erbauen lassen und dafür einige Schulden auf sich genommen. Sein ältester Sohn Anton, der zukünftige Hoferbe, war von Beruf Lohgerber und da traf es sich gut, dass dieser die zum Ledergerben benötigte Eichenlohe mit der vorhandenen Wasserkraft der Reismecke selbst mahlen und für seine Zwecke verwenden, vielleicht auch an andere Gerber verkaufen konnte.
Im weiteren Umkreis befand sich zu dieser Zeit nur in Wenholthausen eine weitere Lohmühle, welche die von jungen Eichenbäumen geschälte und getrocknete Rinde zu feinem Mehl zermahlen konnte. Der darin enthaltene Gerbstoff, das Tannin, wurde zur Herstellung von Leder, verarbeitet aus den Häuten geschlachteter Tiere, genutzt.
Es war eine schmutzige und geruchsintensive Arbeit, die damals auch schon mit Auflagen belegt war, so wie die erforderliche Verrieselung (14) der Abwässer auf breiter Fläche. Auch wird das Wasser der Reismecke nicht uneingeschränkt nutzbar gewesen sein. Die preußische Regierung verlangte die Eintragung von Wasserrechten und auch das Aufstauen des kleinen Baches, um für den Mahlgang genügend Wasservorrat zu schaffen, war abhängig von Absprachen. Das wohl auch mit dem Müller in Bremke, der das Wasser der Reismecke im Mühlenteich sammelte, um seine Kornmühle in Gang setzen zu können.
Roggemanns Lohmühle in Niederreiste wurde mit einem oberschlächtigen Wasserrad bis zum ersten Weltkrieg (1914) betrieben (Esloher Forschungen Teil II Seite 285).
Vom Neffen verklagt und vorgeladen
Der Ackerwirt und Gerber Franz Anton Limberg gnt. Roggemann (geb. 03.06.1818, gest. 30.08.1900) heiratete noch im selben Jahr, nachdem er Eigentümer des väterlichen Vermögens war, die Maria Elisabeth Wiese (geb. 23.10.1818), Tochter vom Ackersmann und Schuhmacher Caspar Lorenz Wiese gnt. Auwermann in Erflinghausen.
Die Eheleute waren bereit, die ihnen mit der Übernahme des Hofes gestellten Aufgaben zu meistern. Die übernommenen Schulden waren erdrückend und so war es verständlich, dass der junge Mann ordentlich zu Werke ging, sozusagen „jeden Stein umdrehte“ um die Last zu mindern.
Er stellte fest, dass sein Vater für geleistete Dienste an seinen Schwager, den Schneider Poggel aus Niederbremscheid (Bruder der verstorbenen Mutter), keine Geldforderung erhoben hatte, obwohl er 1842 bereits 50 Fuß trockene Eichenbretter und zwei Jahre später zudem 4 2/3 Zentner Haferstroh nach Niederbremscheid angeliefert hatte. Weniger absichtlich, vermutlich irrtümlich, hatte der Vater dem nahen Verwandten kein Geld abverlangt.
Nun aber wollte der Sohn die offene Forderung dem Onkel gegenüber in klingender Münze sehen und gab seinen Anspruch bei Gericht am 4. Februar 1846 zu Protokoll, vermutlich mit Billigung seines Vaters, der zu diesem Zeitpunkt noch lebte. Es ging um 4 Thaler, 26 Silbergroschen und 4 Pfennige, die Anton Roggemann als angemessenen Kaufpreis ermittelt hatte und berücksichtige auch die Lieferung des Strohs durch seinen Vater von Niederreiste bis nach Bremscheid. Außerdem sollte der verklagte Onkel die Kosten zur Verurteilung tragen.
Wenige Wochen danach, im März 1846, erhielt der Schneidermeister vom Postboten eine Vorladung vom Königlich Preußischen Land- und Stadtgericht Meschede. Er solle am Montag, den 6. April, vormittags 10 Uhr in Eslohe vor dem Assessor Nettler zu einer mündlichen Verhandlung erscheinen (15). Wir wissen nichts vom Ergebnis der Verhandlung im sog. Bagatell-Prozess, wir ahnen aber, dass danach die verwandtschaftlichen Beziehungen wohl nicht mehr zum Besten standen.
Das Leben des Gerbers Anton Roggemann war von harter Arbeit, aber auch von schicksalshaften Ereignissen geprägt. Aus seiner Ehe mit Maria Elisabeth Wiese gingen neun Kinder hervor. Seine Frau verstarb jedoch am 23.07.1864 im Alter von 45 Jahren bei der Geburt ihres neunten Kindes.
Am 16.01.1866 ging der Witwer Anton Roggemann eine zweite Ehe ein. Er heiratete in Reiste die jüngere Schwester seiner verstorbenen Frau, die am 26.01.1834 in Erflinghausen geborene Florentina Wiese. Die Braut war fünfzehn Jahr jünger als ihr Ehemann, der seinem Beruf noch einige Jahre nachging (16). Er starb 82jährig am 30.08.1900, seine Frau Florentine starb in Niederreiste am 21.03.1912.
Die nächsten Generationen waren keine Gerber
Das elterliche Vermögen erbte Theodor Limberg gnt. Roggemann (der Erste), Sohn aus der ersten Ehe seines Vaters (geb. 12.11.1847, gest. 10.08.1924). Er übernahm wohl nicht die Lohgerberei seines Vaters, da dieser noch 1883 namentlich in seinem Beruf genannt wurde. Theodor lebte von den Erträgen der Landwirtschaft und betrieb bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 die Lohmühle.
Längst hatte sich der heimische Wald verändert. Aus dem Niederwald, der vormals als Hack- und Hudewald, als Kohl- oder Brennholzwald und zudem als Eichenschälwald genutzt wurde, war längst ein Wirtschaftswald entstanden. Die schnellwachsende Fichte verdrängte die bis dahin vorhandenen Baumarten.
Die heimischen Gerber waren zwar vorerst der altbewährten Lohe treu geblieben, mussten aber das Feld den industriellen Gerbereien überlassen, die chemische Ersatzmittel bei der Ledergewinnung einsetzten. Diese waren billiger und beschleunigten zudem den Gerbprozess.
Theodor Limberg ging am 23.05.1882 mit Maria Clementine Dröge aus Oberhenneborn in Reiste die Ehe ein. Doch diese starb nach kurzer Zeit am 25.08.1884, vermutlich bei der Geburt eines Kindes. Der junge Witwer heiratete in zweiter Ehe am 18.01.1887 die Maria Anna Schulte aus Blüggelscheidt (dort geb. 20.06.1858, gest. Niederreiste 09.09.1939).
Der Sohn aus der zweiten Ehe des Vaters namens Theodor Limberg gnt. Roggemann (der Zweite), wurde Hoferbe. Er wurde geboren am 01.04.1890 und starb 77jährig am 14.01.1967. Seine Ehefrau, die er in Reiste am 22.10.1919 heiratete, war Amalia Agnes Göbel gnt. Japes, eine Bauerntochter aus Obringhausen (geb.07.02.1892, gest. Niederreiste 01.08.1951).
In des Vaters Fußstapfen stieg Theodor Limberg gnt. Roggemann (der Dritte) indem er die Landwirtschaft vermutlich im Nebenerwerb betrieb. Er war geboren am 23.10.1920 und heiratete nach Kriegsende am 25.06.1952 in Reiste die Mathilde Fredebeil gnt. Schroer, geb. in Reiste am 28.11.1920. Durch einen tragischen Unfall mit einem Lastzug fand er am 26.01.1956 den Tod (17).
Als Erbe des Hofes übernahm der jüngere Bruder des Verstorbenen namens Josef Limberg gnt. Roggemann (geb. 19.12.1924) die Bewirtschaftung des Hofes in Niederreiste. Am 14.09.1960 heiratete er die Elisabeth Klöpper gnt. Klauke aus Frielinghausen (geb. am 15.10.1928). Gemeinsam betrieben die Eheleute eine Bauernhof-Pension im Nebenerwerb. Der Antrieb kam vermutlich von Elisabeth, die auf Klöppers Hof in Frielinghausen in einem Haushalt mit der Beherbergung von Feriengästen aufwuchs. Ihre Mutter Franziska führte die Pension (von 1926 bis 1964) mit Herz und Seele und wurde damit ein Vorbild für ihre Tochter (18). Drei Kinder wurden im Walburga- Krankenhaus in Meschede geboren: 1. Bernhard Hubert Limberg, geb. 30.07.1961, 2. Rolf Theodor Limberg, geb. 10.05.1965, 3. Marita Limberg, geb. 12.09.1966.
Anmerkungen und Hinweise:
01. Die 14-Nothelfer-Kapelle in Niederreiste ist St. Maria „Mater dolorosa“ [schmerzhafte Mutter] gewidmet. Sie soll durch den Reister Pastor Hermann Josef Kemper im Jahre 1736 neu erbaut sein.
02. Die Koblenz-Mindener Reichsstraße war eine ehemalige Militärstraße und wurde zwischen 1816 und 1828 in mehreren Etappen gebaut. Sie sollte die preußischen Garnisonsstädte Koblenz und Minden auf kürzestem Weg miteinander verbinden.
03. Reiste besaß ein Kirchspielgericht, welches urkundlich für den 23. August 1347 überliefert ist und 1445 durch Dietrich II, Erzbischof von Köln, bestätigt wird. Jeweils am Tage nach St-Bartholomäus fand in Reiste ein „echtes Ding“ - also ein Gericht - eine Landesversammlung statt, bewiesen durch die älteste Urkunde von 1347 1347 im Pfarrarchiv Reiste. Dieses alte „Landding zu Reiste“, zu dem fast die gesamte Landbevölkerung, soweit sie zu den Freien gehörte, erscheinen musste, brachte es dann mit sich, dass sich bei dieser günstigen Gelegenheit auch die Kaufleute mit ihren Waren bei der Gerichtsstätte einfanden.
04. Unter den Kölner Kurfürsten kam es 1534-1535 zu den Wiedertäufer Unruhen. Zur Auffüllung der Kriegskasse wurde 1536 eine Schatzung „das munsterscher widdertaufischen Krieges halb“ erhoben. Es war eine Steuererhebung.
05. Volpert Roggemann, der Ältere, Hoferbe, Ackersmann in Niederreiste, erwähnt 1600 im Güter- und Abgabeverzeichnis der Hofbesitzer innerhalb der Gerichte Eslohe und Reiste aus dem Jahre 1600 [von Pfr. Johannes Dornseiffer, Eslohe]: Volpert Roggemann, sein Guit gehöret dem Droste zu Anröchte, thut zu 24 Jahren 1 Kho, 2 Stüber Bede, Forirdienst [Botendienst], 1 Scheffel grauen Roggen, 1 hoin,1 Stüber Palmschoit, 1 Scheffel Rauchhafer, 1 Goldgulden Schatzung.
06. Bis ins 18. Jahrhundert war es die Regel, dass ein Mann, der in einen Hof einheiratet, seinen Familiennamen ablegt und den des Hofes annimmt. Der Name des Hofes sollte erhalten bleiben.
07. Esloher Forschungen Teil I, Anhang: Q 296
08. Johann Heinrich Limberg gnt. Roggemann, Sohn der Eheleute, Hoferbe und Ackermann in Niederreiste, geb. dort 12.03.1741, gest. ebenda 14.02.1810, heiratete in Reiste am 07.11.1769 die Anna Sophia Klöpper, geb. in Beisinghausen 01.04.1744, gest. in Niedereiste 12.03.1807, deren Eltern: Anton Klöpper, Ackersmann in Beisinghausen und dessen Ehefrau Brigitte Lohmann, Kinder der Eheleute: 1. Johann Caspar Heinrich, geb. 19.02.1771, 2. Maria Anna, geb. 04.08.1774, 3. Anna Maria Theresia Elisabeth, geb. 16.05.1778, gest. 28.05.1824 an Brustfieber, verh. 19.07.1803 mit Joh.C. Bastert
09. Johann Caspar Heinrich Limberg gnt. Roggemann, Sohn der Eheleute, Hoferbe und Ackersmann in Niederreiste, geb. dort 19.02.1771, gest. ebenda 29.08.1816 an einer Lungenkrankheit, heiratete in Reiste am 04.06.1793 die Nachbarin Anna Catharina Schulte gnt. Wortmann, geb. in Niederreiste 18.04.1763, gest. daselbst am 21.01.1814, deren Eltern: Franz Anton Schulte gnt. Wortmann, Ackersmann in Niederreiste und Catharina Margarethe Wortmann, Hoferbin, Kinder der Eheleute: 1. Marianne, geb. um 1790 (bekam „illegitim“ Kind von Friedr. Volmer, Ndr.Reiste: Anna Maria Elisabeth Eva, geb. 13.05.1804), 2. Johannes Josef Heinrich, geb. 10.01.1795, Hoferbe, 3. Maria Franziska, geb. 03.02.1796, 4. Maria Theresia, geb. 06.12.1800, gest. 1804. Nach dem Tod der Ehefrau: zweite Ehe mit Catharina Elisabeth Rademacher, ein Sohn aus dieser Ehe: Jodokus, geb. 11.04.1816, wanderte nach USA aus.
10. Nachdem am 19. Januar 1813 in Reiste der Küster namens Bruder starb, wurde Peter Poggel aus Niedereslohe als provisorischer Lehrer angestellt. (Esloher Forschungen Band I Seite 37). Dieser wurde aber 1815 seiner Aufgaben als Lehrer und Küster enthoben, weil er sich mit der Witwe des vorigen Küsters Bruder „verfehlt“ hatte. Er musste als Soldat nach Darmstadt, wurde aber losgekauft und heiratete schließlich die Witwe. (Esloher Forschungen Band I Seite 38). 1817 vermietete Peter Poggel eigenmächtig das Schulhaus und „unterstand sich“, dem Pfarrer Krüper die Fuhr zu wehren. (Esloher Forschungen Band I Seite 39). 1818 entstand zwischen Pfarrer Krüper und dem Küster Peter Poggel ein Prozess wegen der Fuhr von dem Küsterhause her auf die Chaussee. (Esloher Forschungen Band I Seite 40). Auch 1819 wurde der Prozess stark getrieben und Amtmann Gronarz in Eslohe erhielt von Poggels zu Niedereslohe manchen Schinken. Dem Pfarrer wurde aus Küsters Hause nach den Pferden geschossen. 1820 wurde auch endlich Poggel des Prozessierens müde und ließ ihn liegen. Es waren viele Augenscheine und Commissionen in der Sache umsonst gehalten worden. (Esloher Forschungen Band I Seite 41)
11. Laut Eintragung im Sterbebuch der Pfarrei Reiste durch den damaligen Pfarrer
12. Gerichtlich veranlasste Abschrift des „Übertrags“ mit anschließender Genehmigung lagen im Original vor und waren in Obhut der Familie Wilhelm Poggel in Hemer (Nachlass aus der Erbschaft des Schneiders Johann Franz Poggel, Niederbremscheid). Eine -fast- vollständige Übersetzung des Papiers durch den Chronisten ist archiviert.
13. Heute nicht mehr übliche Bezeichnung wurde original aus dem Vertragstext übernommen!
14. Verrieselung ist, wenn man das Abwasser zur Reinigung kontrolliert in den Untergrund sickern lässt. Während das Abwasser im Boden versickert, werden seine organischen Inhaltsstoffe durch biologische Prozesse abgebaut.
15. Abschrift der Klageschrift bei Gericht vom 4.2.1846 sowie die Vorladung lagen im Original vor und waren, so wie Tz 12, in Obhut der Familie Poggel in Hemer.
16. Im Gewerbeverzeichnis von 1883 wird Anton Roggemann aus Reiste als Gerber benannt (EF Teil II Seite 228). Es waren im Amt Eslohe zu dieser Zeit insgesamt fünf Gerbereien zu verzeichnen (EF Teil II Seite 301).
17. Hinweis in der Reister Chronik, zusammengestellt von Klaus-Jürgen Lauber 2001, auf Seite 371
18. Josef Limberg betrieb 1973 in Niederreiste Haus Nr. 9 eine Bauernhof-Pension (EF II Seite 533).