Noch liegt ein leichter Nebelschleier in den Tälern,doch schon in aller Frühe wärmt die Morgensonne. Ihr gleißendes Licht dringt ins Haus, rüttelt mich wach, weckt alle Geister. Mach Dich auf, es wird ein herrlicher Sommertag!
Die Freunde warten schon. Wir schwingen uns auf unsere Räder und nehmen Fahrt auf. Schnell vertreibt die noch frische Morgenluft den letzten Rest von Schlaf aus dem Gesicht; die Sinne erwachen. Wie oft haben wir uns diese Zeit in langen Wintertagen herbei gesehnt. Nun ist die da, die holde Sommerzeit. Genieße sie und koste sie aus, jede Stunde und jeden Tag!
Die Natur steht voll in ihrer Blüte.Sie lädt ein in ihr zu wandeln, ein Teil von ihr zu sein. Ein wolkenloser Himmel, erstrahlt in Blau und umschließt das Bild einer sommerlichen Landschaft. Am Feldrain blühen die Kornblumen und wiegen sich im leichten Wind, der Mohn geizt nicht mit purpurnem Rot.
Die Luft ist erfüllt mit dem Summen und Zirpen der Insekten, die ersten jungen Vögel erheben sich durch die sommerlaue Luft. Heitere
Stimmung hat uns ergriffen, redseliges Dahingleiten. Fast mühelos radeln wir durch die Welt, pumpen Sauerstoff in unsere Lungen und fühlen uns wohl. Urlaubsstimmung.
Auf den Wiesen werden die Gräser geschnitten. Gierig frisst das Vieh, jetzt noch in den vormittäglichen Stunden, bevor die
Sonne hoch am Himmel steht. Dann suchen sie den Schatten, dösend wiederkäuend. Auch wir kehren ein, lassen uns das kühle Getränk munden und schwelgen in Erinnerungen an vergangene
Kinderzeit.
Meine Gedanken erinnern mich so oft an einen besonderen Tag, der so schön war wie der heutige. Ich erzähle und der Duft von frischem Heu steigt wieder in die Nase, so intensiv als wäre es erst gestern gewesen. Und jedes Detail ist mir noch gegenwärtig, unvergessliche Eindrücke:
Dort am schattigen Waldrand, sitzt ein kleiner Junge in kurzer lederner Hose im weichen, kühlen Moos, wie auf einer
samtenen Decke. Von dort schaut er dem Vater bei der Arbeit zu, beim Heuwenden auf der nahen Wiese. Alex, der Kaltblüter, quält sich schnaubend vor der Maschine, deren Heugabeln die
trocknenden Gräser unermüdlich aufwirbeln. Die Luft flirrt in der heißen Vormittagssonne, des Vaters braungebrannte Stirn ist schweißbedeckt.
Dort unten im Tal liegt das Dorf, meine kleine Welt, in der emsiges Dorfleben herrscht. Vertraute Geräusche dringen an mein Ohr und widerhallen im nahen Fichtenwald: Das Klappern von Milchkannen, das Surren der Sägemühle und Kinderlärmen. Lachen, Kreischen und Rufen beim Baden im erfrischenden Nass des Baches, der an den Wehren gestaut ist.
So tauschen wir sie aus, unsere Kindheitserinnerungen und machen uns auf den Heimweg. Die Hitze dieses Sommertages lähmt
unsere Bewegungen, lassen uns gemächlich den Tag vollenden.
Ein lauer Sommerabend krönt ihn mit Dämmerung. Die Schatten werden länger und es wird angenehm da draußen. Die Hauswand,
noch aufgeheizt von den heißen Strahlen der Sonne, verströmt jetzt ihre Wärme in die Abendluft. Hinterm Haus ist ein gemütliches Plätzchen. Da lassen wir uns nieder.
Es wird still ringsherum, nur die Geräusche der Nacht sind zu vernehmen. Käuzchen rufen und Fledermäuse, auf Insektenfang,
durchstreifen lautlos den verdunkelten Himmel. Hier und da fallen Rollläden krachend herunter, die Nachbarn gehen zu Bett.
Glühwürmchen. Es sind diese unscheinbaren Lichtkäfer. Sie entzünden ihre Laternen im nahen Buchsbaumstrauch und am Firmament erhebt sich ein mehr und mehr sichtbar werdender Sternenreigen. Wir schauen himmelwärts und heben das Glas, trinken roten Wein in trauter Runde, stoßen an auf einen perfekten Sommertag.